Jugendbuch

Zoran Drvenkar: Die Nacht, in der meine Schwester den Weihnachtsmann entführte

Es gibt Leute, die hassen Weihnachten und so natürlich auch Weihnachtsgeschichten. Denn wann, wenn nicht gerade zu Weihnachten, läuft in der Familie alles schief. Doch auch für solche Weihnachtsmuffel gibt es Hoffnung. Denn zum Ende des Jahres erscheint noch einmal ein Buch, wie es schöner nicht geschrieben werden kann: „Die Nacht, in der meine Schwester den Weihnachtsmann entführte“ von Zoran Drvenkar. Der Autor hat sich bereits mit mehreren Jugendbüchern in einer erfrischend direkten Sprache einen Ruf erworben. Auch in seinen Weihnachtsgeschichten lässt er seinen jugendlichen Helden sprechen: frech, direkt und manchmal auch etwas melancholisch. Dem Autor merkt man an, wie verliebt er in seinen Ich-Erzähler ist.

Die Geschichten beginnen beim 9. Weihnachtsfest des jugoslawischen Aussiedler-Jungen Zoki und seiner Familie. Obwohl nur das jährliche Weihnachtsfest im Mittelpunkt der Geschichte steht, bleibt die Erzählung eingeflochten in die Familienatmosphäre überhaupt. Einen Vater, der gern trinkt und jedes Jahr eine Krücke von Weihnachtsbaum anschleppt, bei dem die Mutter fragt: „Kommt der mit Rentenversicherung?“ Einer Schwester, die ihren großen Bruder mit ihrer Rechthaberei nervt und den besten Freunden von Zoki, die wie er ihre eigene Meinung zu Weihnachten haben. Mit so einem Figurenensemble gleicht kein Weihnachten dem anderen. Und schon gar nicht dem der deutschen Gänsebratenidylle.

Drvenkar baut gekonnt einen Spannungsbogen und füllt ihn spielerisch mit szenenhaften Dialogen. Er spielt mit Wiederholungen und wenn man meint, nun sei der Höhepunkt erreicht, so folgt häufig noch eine unerwartete Wendung.

So entstehen jugendgemäße Weihnachtsgeschichten mit Herz und dennoch fern ab von jeder falschen Sentimentalität. „Die Nacht, in der meine Schwester den Weihnachtsmann entführte“ ist bei Carlsen erschienen und wird auch noch erwachsene Leser finden, die ihre Jugend nicht vergessen wollen.