Yrsa Sigurdardóttir: Nacht
Die Schriftstellerin mit dem für uns Nicht-Isländer fast auszusprechenden Namen Yrsa Sigurdardóttir legt nach „Schnee“ nun ein weiteres Buch vor, dessen Titel nur von einem Wort beherrscht wird. Und wer Yrsa Sigurdardóttirs Bücher kennt, weiß, dass hier schon alles mitschwingen soll, was eine Nacht an zu Ängstigendem enthalten kann.
Wie schon in „Schnee“ wird die Geschichte abwechselnd in zwei Handlungssträngen erzählt. Der erste berichtet von einem grauenvollen Mord an einer ganzen Familie. Die Lehramtsstudentin Sóldis ist nach einer gescheiterten Beziehung aus der Stadt geflohen und hat eine Stelle als Haushaltshilfe und Privatlehrerin für die beiden Töchter bei dem wohlhabenden Ehepaar Asa und Reynir angenommen. Nachdem Reynir eine Gehirn-OP in Amerika machen ließ, ist er nicht mehr derselbe. Deshalb hat das Ehepaar seine Firma verkauft und ist nach Island zurückgekehrt, wo Asa hofft, dass die sozialen Defizite ihres Mannes nicht so auffallen. Sóldis ist innerhalb weniger Monate schon die dritte Person, die auf den Hof zieht. Und auch sie bekommt noch bevor überhaupt etwas passiert, das kalte Grausen.
Der zweite Handlungsstrang rankt sich um die Aufklärung des Falls durch den Polizisten Týr. Gerichtsmedizinerin Iðunn, eine sehr seltsame Zeitgenossin, die mit den lebenden Menschen nicht zurecht zu kommen scheint. Aber für Tyr ist sie eine große Unterstützung, zumal er nicht nur einen fünffachen Mord aufklären muss, sondern auch mit seiner eigenen Familiengeschichte konfrontiert wird.
Das alles spielt vor der Kulisse des kalten, kargen und doch so gewaltigen isländischen Winters, dem man sich nicht entziehen kann, auch wenn man das Unheil herannahen sieht.
Yrsa Sigurdardóttir, geboren 1963, ist inzwischen eine vielfach ausgezeichnete isländische Bestseller-Autorin, deren Romane in über 30 Ländern erscheinen. The Times zählt sie sogar zu den besten Krimiautorinnen weltweit. Ihre Bücher „Schnee“ und jetzt „Nacht“ (ISBN: 978-3-442-76241-5) sind bei btb als Taschenbuch für 18,- Euro erschienen.