Ute Andresen: Lass mich mal – Lesen und Schreiben
Mit 48 Grundschulkindern in einem Raum in einem kleinen bayrischen Ort startete die Autorin 1967 als junge Lehrerin. Inzwischen ist sie Autorin so anregender pädagogischer Fachbücher wie „So dumm sind sie nicht“ oder „Versteh mich nicht so schnell – Gedichte lesen mit Kindern“. Seit 2005 bekommt sie verlässlich ihre Rente, doch die Schule lässt sie immer noch nicht los. So wie sie auch ergänzende Lesebücher (z.B. „ABC und alles auf der Welt“) herausgegeben hat, so widmet sich ihr neuer Band den Erfahrungen, die Kinder zum Lesen und schreiben führen. Der erwachsene Leser wird viele seiner grundlegenden Erfahrungen mit Schrift in diesem Buch als Kindheitserinnerungen wiederfinden. Kinder werden erstaunt vielleicht noch beim Vorlesen entdecken: Ja, so denke ich doch auch, wenn ich mit den Magnetbuchstaben spiele. Ich reihe sie aneinander, aber die Großen behaupten, es sei noch kein Wort. Und dann auf einmal: der eigene Name kann gelegt werden. Merkwürdig auch die Entdeckung wie, dass manche Langen Wörter für so kleine Dinge stehen wie ein Nadelöhr und manche kurzen für so etwas wie einen ICE. Ute Andresen erzählt hier vielleicht erstmals für Kinder, wovon Erwachsene schon lange sprechen: phonologische Bewusstheit. Doch diese Begriffe verblassen hinter den schlicht vorgetragenen Geschichten, die Kinder in die Welt der Buchstaben locken. Und wenn es auch mit dem Vorlesen beginnt, so gehören doch die Schrifterfahrungen dazu. Vielleicht ist es das Stempelspiel, das vom Trödelmarkt mitgebracht wird oder etwas anderes. Aber Kinder werden das, was sie sehen, ausprobieren wollen. Und das geht auch direkt in diesem Buch. So werden Kinder zu Mitschöpfern des Buches und legen sich zugleich eine Erinnerung an, an ihre ersten Schritte in der Welt der Buchstaben.
„Ich glaube, dass es möglich ist, anderen die Augen zu öffnen für die Kraft und Empfindsamkeit der Kinder und dafür, wie schwer sie es haben, lebendige Menschen zu bleiben in der Schule und ihre eigenen Möglichkeiten zu entfalten. Wer Kinder versteht, wird sie auch achten und Wege finden, ihnen hier und heute gerecht zu werden…“, sagt Ute Andresen. Mit diesem Buch können wir ihr Credo am eigenen Kind, der eigenen Klasse miterleben.
„Lass mich mal“ (978-3-407-75355-7) ist im Oktober 2011 beim Verlag Beltz & Gelberg für 14,95 Euro erschienen.