Jugendbuch

Tim Wynne-Jones: Dieb im Haus der Erinnerung

Decs Vater kann es sich als Enkel eines Senators leisten zurückgezogen mit seiner neuen Partnerin Birdie in einem neu gebauten Haus unweit des ehrwürdigen Familiensitzes Steeple Hall, dem Haus der Erinnerung zu leben und die großen Schlachten en miniatur nachzubauen. Die Trennung von Decs Mutter ist seit Jahren vergessen. Da wird auf einmal ein anscheinend Fremder im Haus der Erinnerung tot aufgefunden. Dec ist irritiert. Noch vor kurzem ist er mit diesem merkwürdig Fremden per Anhalter mitgefahren. Hat er ihm unbewusst den Schleichweg zum Haus der Erinnerung verraten und zum Einbruch angestiftet?

Doch diese Überlegungen stehen erst am Beginn eines langen Rätselratens, das den 16jährigen tiefer als ihm und seiner Familie lieb ist in die Vergangenheit führt. Die Vermutungen Decs setzen sich fort, indem er überlegt, ob sein Vater den Einbrecher ertappt und ermordet hat. Dann lässt man Dec, der ihn aufgefunden hat, nicht zum Gerichtsverfahren zu. Und während Dec noch versucht zu klären, was sein Vater mit dem Fremden zu tun, erinnert er sich mehr und mehr an seine verschwundene Mutter. Was war das für ein Verhältnis zwischen ihrer Lebendigkeit und dem abgeklärten Charakter seines Vaters. Hat sie nicht sogar ihn immer vor seiner Ruhe gewarnt?

Dec versucht mit seinem Vater zu reden, doch zunächst stößt er auf eine Mauer aus Schweigen und begegnet Ausflüchten und Halbwahrheiten.

Wynne-Jones dritter Jugend-Thriller greift die Themen der vorrangangenen Bücher auf: die Macht der Vergangenheit, das Wahrheitsbedürfnis der Jugend und das beklemmende Schweigen der Erwachsenen in Konfliktsituationen. Durch sein Gespür für überraschende Wendungen fesselt Wynne-Jones jedoch selbst erfahrene Leser und baut eine psychologischen Entwicklungsroman der Extra-Klasse. „Dieb im Haus der Erinnerung“ ist 2007 im Hanser-Verlag erschienen.