Thomas Stompe: Vom Wahn zur Tat
Unter den Verbrechensmeldung an erschreckensten sind vielleicht unerklärliche Morde oder Mordserien, die durch psychisch Kranke verübt werden. Eine der letzten Aufsehen erregenden Taten war vielleicht der Amoklauf durch Andreas Breivik in Norwegen 2011. Solche Taten scheinen das gesellschaftliche Gewissen darin zu bestätigen: Gewaltexzesse kommen von außen, sind krankhaft, anormal. Allerdings zeigen die Untersuchungen von solchen Taten, dass sie nur zu einer sehr geringen Zahle auf das Konto psychisch Erkrankter gehen. Wahrscheinlicher ist es dagegen zum Opfer von niederen Motiven oder Hass zu werden.
Der Autor des vorliegenden Buches, Prof. Dr. Thomas Stompe, ist Facharzt für Psychiatrie und Neurologie an der Uni in Wien und in der Justizvollzugsanstalt Göllersdorf. Er möchte mit seinem Buch die Gefahr, die von schizophren erkrankten Personen ausgeht nicht herabspielen, aber ebenso wenig die Sensationslust an diesen Verbrechen schüren. Seine Fallberichte sind im Gegensatz zum Medienecho auf solche Tate äußerst knapp und sachlich gehalten. Sie schildern kurz die familiäre Entwicklung der Täter und die Bedingungen, die zum Ausbruch der Tat führten. Oftmals handelt es sich dabei um eine gefährliche Liasion von
schizophrener Grunderkrankung, Drogenmissbrauch und Beziehungskrisen. Darum möchte der Autor vor allem Verständnis für die innere Not, die in die Gewaltexzesse führt, erzeugen. Im Gegensatz zu Kästners „Nach dem Happy End wird abgeblend“ und der Boulevardpresse verfolgt Stompe die Täter noch ein Stück weit in ihre Therapie bzw. ihren Weg nach der Entlassung.
Bei seinen Berichten handelt sich vor allem um in Österreich begangene Straftaten. Vor den eigentlichen Berichten steht eine kurze Einführung in die Erkrankung Schizophrenie sowie in den österreichischen Strafvollzug für psychisch Kranke.
„Vom Wahn zur Tat“ ist ein ebenso informatives wie spannendes Stück Kriminalgeschichte, das 2013 im Residenzverlag für 19,90 Euro erschienen ist.