Belletristik

Peter Henisch: Vom Wunsch, Indianer zu werden

Im Mittelpunkt der Geschichte stehen zwei Autoren, die sich nie persönlich begegnet sind und noch dazu unterschiedlicher kaum sein könnten: Franz Kafka und Karl May. Kaum ein Leser, der nicht mindestens einen Karl May Band gelesen, kaum einer, der nicht mindestens von „Der Verwandlung“ in der Schule gehört hat. In Peter Henischs federleichter Erzählung begegnen die beiden einander an Bord eines Schiffes in Richtung Amerika. Sie kennen einander nicht, sie reisen in unterschiedlichen Klassen, aber sie suchen und finden einander und öffnen sich mehr und mehr. Karl May reist unter dem Pseudonym Herr Burton und ist von dem jungen Kollegen, bei dem er sofort merkt, dass es ein Schreibender ist, fasziniert. So tauschen sie sich über das Leben und Schreiben aus. Wer nur ein bisschen in ihre Biografien hinein gerochen hat und sei es Jahrzehnte her, ist erstaunt, wie präzise Peter Henisch das Leben in eine Situation und ihre Dialoge einfließen lässt, die es so nie gegeben hat. So spürt man ihrem Leben noch einmal nach und hat seine Freude am Spiel zwischen Realität und Literatur.

„Vom Wunsch, Indianer zu werden“ ist im Residenz-Verlag in Österreich 2012 erschienen.