Mikael Engström: Ihr kriegt mich nicht!: Miks Geschichte
Miks Mutter lebt nicht mehr, der Vater ist Alkoholiker und der von Mik so bewunderte große Bruder Tony versucht sich auf seine Weise durchzuschlagen. Dem kann das Jugendamt nicht mehr tatenlos zusehen und unterstellt Mik zunächst seiner Tante, die in einem finnischen Provinznest wohnt. Sie hat als Gemeindeschwester so viel zu tun, dass sie Mik nur sehr verspätet abholt. Und wenn Mik zu Schule will, so muss er an Gustavssons Hund vorbei, der ihm eindeutig nach dem Leben trachtet. Den Zugang zu dieser harten, melancholischen Welt findet Mik erst durch die lebenslustige Pi aus seiner Klasse. Sie findet Mik lustig und bahnt ihm den Weg zu den anderen. Sie stecken alles daran, dem städtischen Problemkind schwimmen beizubringen. Bis auf einmal ein Brief des Jugendamtes eintrifft. Tante Lena ist nicht gut genug zu Mik. Er soll in eine andere Pflegefamilie.
Für das Jugendamt scheint dort die Welt in Ordnung. Die Familie hat zwei Kinder, das Mädchen reitet und der Junge hilft bei der Hundezucht, was auch von Mik erwartet wird. Aber Mik wird dort nicht wirklich angenommen. Er flieht und schlägt sich zu seiner Tante Lena durch. Und als das Jugendamt ihn holen will, begeben sich er und seine Freunde auf eine gefährliche Tour mit einem selbst gebauten Floß.
Nach „Steppo“ und „Brando“ ist Mikael Engström wieder ein sehr lebensnaher Jugendroman gelungen, der den Blick auf die Außenseiter und ihre Lebenskunst richtet ohne in kitschige Sozialromantik zu verfallen. Er zeigt, wie groß die Kluft doch zwischen den so genannten Problemkindern und den „normalen“ Familien ist. Doch mit Ehrlichkeit und Humor lassen sich vor allem zwischen den Jugendlichen schnell Brücken errichten. Am Ende setzt sich ein ganzes 164-Seelen-Dorf aus der Provinz dafür ein, dass das Jugendamt seine Entscheidung revidiert und Mik bei seiner Tante belässt. Mik selbst zeigt dabei buchstäblich wie dünn das Eis ist, auf dem die Entscheidungen fallen.
Mikael Engström baut seine Handlung detailreich auf und greift die geschaffenen Situationen immer wieder gesteigert auf. Vor dem Hintergrund wie mühsam Mik z.B. schwimmen lernt, wird dem Leser ohne weitere Erzählkommentare deutlich, was es für ihn bedeutet, auf einem Floß zu fliehen oder sich an das dünne Eisloch zu begeben.