Frances Hardinge: Die Herrin der Worte
„Ich will kein glückliches Ende. Ich will mehr Geschichten“ – spätestens mit diesem Satz trotzt sich die 12-jährige Mosca Mye in die Herzen der Leser. Sie stammt aus einem trostlosen Nest, doch seit sie bei ihrem radikalen Vater Mye Federkiel lesen gelernt hat, ist sie von Worten fasziniert. Doch in ihrer durch einen Bürgerkrieg zersplitterten Welt sind unzensierte Bücher, wie sie ihr Vater geschrieben hat, verboten. Dieser Welt will Mosca entfliehen und befreit dabei noch Wortmeister Clent, der alle Register von einem Gauner bis zum Poeten spielen kann. Ihre Flucht führt sie in die Hauptstadt Löwenburg, in der die Bürgerkämpfe zwar noch verdeckt, darum aber nicht weniger verbittert ausgefochten werden. Mosca, die sich dem gewandten Wortmeister Clent angeschlossen hat, gerät mit ihrer Fähigkeit zu lesen tief in die Ereignisse um Macht und Herrschaft hinein und muss lernen, sich ein realistisches Bild von Wortmeister Clent, dem sanften Straßenlehrer Pertelli, der eleganten Lady Tamarinde und dem umwerfenden Mr Kohlrabi zu machen. Sie erkennt wie schwer es ist, Stellung zu den Menschen zu beziehen, die sie fasziniert haben und gewinnt dadurch neue Freunde – die Leser von der „Herrin der Worte“.
Frances Hardinge hat einen etwas langen, aber vor allem zum Ende hin ergreifenden Roman um die Macht von Worten, Wahrheit und Glauben geschrieben. Seinen fantastischen Kosmos, der voller sprechender Namen und amüsanter Alltagsheiliger ist, hat er an das England des 18. Jahrhunderts angelehnt ohne es zu kopieren. Wer die „Tintenherz“-Romane verschlungen hat, dem wird Hardinges Roman gerade Recht sein, sie zu ergänzen.