Bernard Beckett: Wie du ihr
Seit 2009 ist „Script 5“, ein Imprint des Loewe-Verlags, mit dem Anspruch angetreten, gerade die Lücke zwischen Jugend- und Erwachsenenliteratur zu füllen. Dabei bleibt natürlich ein bisschen offen, ob es für Leser diese Lücke gibt und falls ja, wie sie denn zu füllen sei. Einen wesentlichen Teil des Programms nehmen Thriller und Krimis ein, mit denen man nicht falsch liegen wird.
Ein schnell zu lesendes Taschenbuch, das einem Schauerwellen über den Rücken jagt ist dabei von Bernard Beckett „Wie du ihr“. Wer Beckett heißt, muss schon mal die besten Voraussetzungen zum Schreiben mitbringen, auch wenn man erst 1967 geboren ist. In seiner Heimat Neuseeland gilt Bernard Beckett als einer der profiliertesten Autoren. Seit 1999 hat der Autor, der immer noch an einer Highschool unterrichtet, acht Romane veröffentlicht. „Wie du ihr“ war für den New Zeeland Post Book Award nominiert.
Der Ich-Erzähler und Tagebuchschreiber Marko stellt sich gleich mit einem schaurigen Paukenschlag durch eine Episode aus seiner Grundschulzeit vor. Weil seine Mitschülerin ihn verpetzt hat, hat er ihre Kaninchen erwürgt. Ein Schulpsychologe diagnostiziert einen stark ausgeprägten Racheinstinkt. Inzwischen sind zehn Jahre vergangen und Marko nimmt an einer Art Outdoor-Gruppen-Überlebenstraining seiner Schule teil. Mit drei weiteren Schülern seiner Klasse ist er in einer Gruppe, deren Mitglieder niemand so recht bei sich haben wollte. Sie werden von einer jungen Lehrerin, Mrs. Jenkins begleitet, die den Gruppenprozess beobachten soll, aber nicht unbedingt eingreifen darf. Aber völlig unerwartet trifft sie während der mehrtägigen Wanderung ein Erdbeben. Mrs. Jenkins übernimmt die Führung bis sie auf drei Männer treffen, die sie vergewaltigen wollen und sie schließlich ermorden. Marko musste alles mit ansehen ohne eingreifen zu können. Für ihn ist klar, dass er den Tod von Mrs. Jenkins rächen wird, wenn der Mörder ihn, den Zeugen, nicht vorher beseitigt.
Beckett gliedert seine Erzählung in zwei Stränge. In dem einen beschreibt er den Gruppenprozess und Mord auf der Wanderung in Form einer Ich-Erzählung. Er wechselt mit dem Tagebuch ab, das Marko im Krankenhaus führt. Hier trifft er wieder auf den Mörder und dieser ist ausgerechnet ein Arzt und scheint ihm in jeder Hinsicht im Vorteil. Ich-Erzählung und Tagebuch, damit kommen die Leser dem Haupthelden nah wie in selten einer Erzählung. Der Wechsel zwischen den Erzählebenen unterstützt den Spannungsaufbau, der vor allem ab der Mitte des Bandes mit unerwarteten Wendungen dem Höhepunkt zutreibt.
„Wie du ihr“ ist ein kurzweiliges, schauriges Lesevergnügen für alle Thrillerfreunde.