Jugendbuch

Amelie Fried: Schuhhaus Pallas

2004 erhält die bekannte Fernsehmoderatorin Amelie Fried einen Anruf ihres Mannes aus New York, wo er am Marathon teilnimmt. In einem jüdischen Genkarchiv ist er auf die Namen Max und Lilli Fried gestoßen. Max Fried hat dieselben Eltern wie Amelies Großvater und doch hat sie noch nie etwas von ihm gehört. Das ist Anlass für Amelie Fried der Geschichte ihrer Familie während des Naziregimes nachzugehen. Auf einmal auch erinnert sie sich an scheinbar belanglose Bemerkungen oder Erlebnisse, die sie bereits eher hätten stutzig und auf Familiengeheimnisse aufmerksam machen können. Auch wenn der Familie Fried unglaubliches Unrecht während der Nazi-Zeit geschah, so ist es glücklicherweise noch nicht zu spät mit der Aufarbeitung. Amelie Fried lernt ihren 92-jährigen Onkel Walter aus Amerika kennen. Gleichzeitig wird das Buch, zu dem Amelie Fried die Ergebnisse ihrer Recherchen zusammen trägt, zu einer Auseinandersetzung mit ihrem Vater, mit dem sie hätte viel gemeinsam haben können, von dessen unnahbarem Schweigen sie sich aber zurückgewiesen fühlte.

Amelie Frieds Buch: „Schuhhaus Pallas – wie meine Familie sich gegen die Nazis wehrte“ ist ein sehr persönlicher Text, an dem für Jugendliche deutsche Geschichte mit Gesichtern und Namen erlebbar wird. Er zeigt, wie deutsch sich viele Juden vor 1933 fühlten und wie sehr sie ihren Leistungen für Deutschland naiv trauten bis sich das Unrecht nicht mehr übersehen ließ. Während in anderen Büchern die Schrecken der KZ’s geschildert werden, zeigt Amelie Fried am Leben ihres Großvaters und Vaters, das der Begriff „Freiheit“ für Juden zu jener Zeit ein ganz anderer war als wir ihn heute benutzen. Und Ausreisemöglichkeiten erhalten nur die wenigsten wie ihr Onkel Walter.

Amelie Frieds Buch zeichnet aus, dass es seinen Blick nicht nur auf die Nazizeit richtet, sondern dass sie behutsam dahin und schließlich auch darüber hinaus führt. Gerade weil die Bürger jüdischer Abstimmung durch die lange Zeit hinweg sich teilweise auch nicht mehr öffentlich zum Judentum bekennen wollen und können. Amelie Fried aber plädiert dafür, dass dieses Bekenntnis wichtig ist für die Nachgeborenen. So ist es zu mehr geworden als „nur“ ein Vermächtnis für ihre eigenen Kinder, die der Familie nicht mehr so ahnungslos gegenüberstehen sollten wie Amelie Fried lange Zeit.

Das Buch schließt mit einer Zeittafel, einem Stammbaum der Familie Fried und vor allem mit einem ausführlichen Anmerkungsteil, der nicht zuletzt auch Internetadressen für diejenigen enthält, die mehr wissen oder selbst der eigenen Familiengeschichte nachgehen wollen.