Belletristik

Alois Prinz: Auf der Schwelle zum Glück

Was für ein Leben!, denkt man automatisch, wenn man die Biografie über Franz Kafka aus der Hand legt, die Alois Prinz mit einem Zitat Kafkas überschrieben hat. Das Buch erzählt die Lebensgeschichte von Kafka und räumt dabei mit allen Klischees über diesen erst nach seinem Tod zu Ansehen gekommenen Dichter gründlich auf. Es beleuchtet vor allem Kafkas

Beständige zwiespältige Gebundenheit zwischen den verschiedenen Fronten. Seine Heimatstadt Prag und sein Elternhaus sind dabei die ersten, die ihn in ihren „Krallen“ halten. Immer wieder flüchtet er in Urlaub, Kuraufenthalte, Krankheit und die Liebe, doch immer wieder kehrt er zurück. Über die Hälfte des Buches setzt sich aber auch mit Kafkas erster großer Liebe Felice Bauer auseinander, mit der er sich schließlich verlobt und von der er sich dann doch kurz vor der Hochzeit schmerzlich trennt. Auch seine zweite Liebe Milena ist problematisch und wirft vor allem Kafka in die eigenen Grenzen der Bindungsunfähigkeit zurück. Bis er dann zum Ende seines Lebens, schon stark gezeichnet durch die damalige unheilbare Volkskrankheit Tuberkulose Dora findet, die im Sanatorium an seiner Seite ausharrt und ihn begleitet, bis seine Kräfte ihn verlassen.

Kafkas Werke werden in diesem Band weniger zitiert und beschrieben als seine Briefe, die Auskunft darüber geben, wie sehr er sich nach Menschen sehnt, die ihn verstehen und seine Lebensweise anerkennen können. Seine Eltern können das nicht leisten. Auf die Dauer auch kaum seine Lieben. Am nächsten kommt ihm noch seine Schwester Ottla, mit deren Familie er zeitweise auch auf dem Lande wohnt. Und die junge Dora Diamant, die er als Küchengehilfin eines Ferienheimes kennen lernt? Sie schreibt in ihrem Nachruf „Ich hielt es…für völlig ausgeschlossen Franz jemals zu verstehen oder eine Ahnung von ihm zu haben….“ Und mit dieser Haltung wird sie ihm vielleicht gerechter als alle anderen, die ihn länger begleitet haben, als es ihr vergönnt war.

„Auf der Schwelle zum Glück“ ist ein Band, der Leben bekannter Persönlichkeiten vor allem für die junge Generation unprätentiös erzählt und ein Einstieg sein kann, sich näher mit dem Werk der Personen auseinander zu setzen. Alois Prinz, der schon mehrere Persönlichkeiten porträtiert hat, erhebt nicht den Anspruch, dass man nach der Lektüre dieses Bandes Kafkas Werk versteht. Vielmehr hat er es ermöglicht an Widersprüchen teilzunehmen, die auch noch heute auftreten.