Erika Wübbena: Haiku Kalender 2015
„Bescherung
Omas alter Engel
zwinkert mir zu“
(E. Nickolay)
Ja, es ist nicht mehr lange hin, bis zum Weihnachtsfest. Wer jetzt noch für Literaturfreunde oder Schreibende ein stimmungsvolles Geschenk sucht oder selbst noch einen Platz für den Kalender an der Wand frei hat, der könnte mit dem Haiku-Kalender (ISBN: 978-3-937257-74-7) glücklich werden. Haiku sind ursprünglich kurze japanische Gedichte, die in einem Moment der Natur das Wesen des menschlichen Lebens zu erkennen suchten. In fast keiner Schreibwerkstatt fehlen Versuche zum Haiku, viele Schreiber bleiben lebenslang bei dieser kurzen Form. Insofern trägt der Haiku-Kalender gerade bei (Hobby)-Autoren mit wenig Zeit dazu bei, sich mit Inhalt und Form der kurzen Texte auch auseinanderzusetzen, wenn sie selbst nicht zum Schreiben kommen. Gefallen einem die für die Woche ausgewählten Texte, was stört an ihnen, was ist gut gelungen? Die Begeisterung, mit der die Haiku weltweit aufgenommen wurden, hat auch dazu geführt, dass sich ihr klassisches Silbenschema von 5-7-5 Silben aufgelöst hat zugunsten Bildhaftigkeit und Sprachrhythmus. Tatsächlich enthält der vorliegende Kalender, zu dem in diesem Jahr 1877 Haiku eingereicht wurden, mehr freie Haiku als klassische wie z.B:
„Ungezogen
im verwilderten Garten
doch noch Möhren“
(H. Lorenz)
Doch auch Freunde des traditionellen Silbenschemas kommen auf ihre Kosten wie bei diesem Katzenhaiku:
„Am Rand der Wiese
ruht sich der Sonnenschein aus
im Fell des Katers“
(M. Kloiber)
Für die 53 Wochenblätter haben die Herausgeber etwa ein bis drei Haiku jahreszeitlich arrangiert und wie auch schon in den Vorjahren mit gelungenen Fotos von pixelio illustriert.
Auf der vom Verlag eigens zum Kalender eingerichteten Internetseite unter http://kalender.haiku.de/bilder/ können sich Interessierte weiter über den Kalender informieren, der für 16,90 Euro zu bestellen ist.