Frank Cottrell Boyce: Millionen
Wer Kriminalkomödien mag, wird seine helle Freude an Frank Cottrell Boyces soeben bei Carlsen erschienen Buch „Millionen“ haben. Wer ein trübes Wochenende möglichst amüsant hinter sich bringen möchte, der beginne Freitag abend (die richtige Zeit für Krimi-Fans) mit den ersten Seiten und wird Mühe haben, das Buch aus der Hand zu legen.
Dabei fängt „Millionen“ für eine Krimikomödie eher untypisch an. Der Sechstklässler Damian, zugleich Erzähler, verfällt nämlich gleich zu Beginn in seine Lieblingsleidenschaft: einem endlosen Bericht über die unterschiedlichen Heiligen. Im ganzen Buch wird deutlich, dass es keine alltägliche Situation zu geben scheint, für die kein Heiliger zuständig wäre (mit Ausnahme des Lügens, wie sich von selbst versteht). Mit seinem Bedürfnis „herausragend“ zu sein und sich an den Heiligen zu orientieren, versucht Damian den Tod seiner Mutter zu überwinden. Und mitten ins Gebet platzt Damian schließlich eine Tasche mit 229 370 Pfund in den Schoß. Für Damian steht fest: Gott hat Mitleid mit ihm und Gott will ihm die Möglichkeit geben, mit dem Geld Gutes zu tun. Doch das ist leichter gesagt als getan. Damians älterer Bruder verwindet den Tod der Mutter völlig entgegengesetzt. Er kauft ein und will das Geld auch noch möglichst rentabel anlegen, bevor es die Währungsumstellung auf den Euro in 17 Tagen entwertet. Jeder der Brüder muss für sich feststellen: Es ist gar nicht so leicht mit Geld Gutes zu tun und es ist auch schwer 229 370 Pfund auszugeben.
Doch als ob diese Figuration nicht schon genug Spannung und Komik böte, baut Boyce den Handlungsfaden aus. Selbstverständlich ist das Geld nicht von Gott, sondern stammt aus einem Überfall und die Täter haben ebenso wie die Jungen nur 17 Tage Zeit, ihre Beute zurück zu erobern und auszugeben. Doch wer sind die Täter. Die Polizei tappt im Dunkeln und so sind auch Damian, sein Bruder und schließlich auch wir Leser nur auf Vermutungen angewiesen. Sind es diese scheinheiligen Mormonen? Ist es die smarte Dorothy, die unvermutet als Agentin einer Hilfsorganisation in der Schule von Damian auftaucht? Ist es einer der Bedürftigen aus dem Stadtteil?
Zu allem Überfluss: Der fragwürdige Geldsegen bleibt natürlich nicht unbemerkt. Nicht nur Damian und seine Familie, nicht nur die Räuber – einfach jeder will etwas vom Reichtum haben.
Boyce erzählt seinen Text mit viel Liebe zu seinem an Ideale glaubenden kindlichen Helden Damian und mit viel Situationskomik. Als namhafter Drehbuchautor ( „Welcome to Sarajevo“ und „Hilary und Jackie“) versteht er es, den Leser in eine turbulente Jagd nach Millionen mitzureißen.