Jan Nijboer: Hunde erziehen mit Natural Dogmanship®
Hunde sollen nicht dressiert, sondern ihren Charakter- und Wesenszügen gemäß erzogen werden. Dabei soll sich die Erziehung an der aktiven Führung und Vorbildrolle des Hundehalters orientieren. Den Weg dazu ebnet das Buch „Hunde erziehen mit Natural Dogmanship®“ von Jan Nijboer.
Das von ihm begründete und im Buch dem Leser anschaulich und leicht verständlich vermittelte Konzept Natural Dogmanship® basiert auf der natürlichen Sozialbeziehung von Mensch und Hund. Der Hund soll verstehen oder selbst entscheiden können, welches Verhalten situationsbezogen das jeweils richtige ist. Dabei kommt der erzieherischen Stellung des Hundehalters eine nicht unwesentliche Bedeutung zu, denn es geht um das respektvolle Miteinander von Hund und Mensch mit Hilfe einer klaren Struktur und Führungsrolle des Menschen.
Natural Dogmanship® versteht sich meiner Meinung nach fast wortwörtlich als „natürliche Mensch-Hund-Beziehung“, eine Sozialbeziehung, die beiden Seiten hilft, im Alltag klar zu kommen. Im Mittelpunkt steht die operante Konditionierung, das selbststimulierte Verhalten: Durch das eigene Lernen aus Versuch und Irrtum motiviert sich der Hund selbst. Das Lernen des Hundes sollte durch Verstehen, durch aktive Denkprozesse erfolgen. Der Hundehalter ist in dieser Beziehung Erzieher und aktiv lehrend tätig, ohne die natürlichen Bedürfnisse des Hundes zu unterdrücken. Ein wichtiger Nebeneffekt: Die eigene oder gemeinsame Bewältigung von Aufgaben hebt das Selbstbewusstsein des Hundes und festigt die Bindung zum Hundehalter.
Beispiel Jagdtrieb. Bei einigen Hunden ist der Jagdtrieb so stark ausgebildet, dass der Hund unmittelbar vom „Freizeitmodus“ in den „Jagdmodus“ wechselt und eine Gefahr für andere darstellt. Ansatz von Natural Dogmanship® ist die Orientierung auf den „Spielführer“ Hundehalter und die damit verbundene Umlenkung in ein alternatives, ungefährliches Jagdverhalten. Der Hund lernt mittels Dummytraining, dass eine Jagd nur dann erfolgreich ist, wenn sie auf ein Signal des Hundesführers hin erfolgt. Dabei kann der Hund seinen Trieb ausleben, ohne andere zu gefährden. Der Jagdtrieb wird dabei also nicht unterdrückt, wie das bei vielen Antijagdkursen praktiziert wird, sondern nur „umgelenkt“. Der Hund kann also sein Bedürfnis der Jagd befriedigen.
Natural Dogmanship® kann man unter dem Motto: Erziehen statt dressieren zusammenfassen. Es geht den Weg weg von der stupiden Schritt-für-Schritt-Trainingsanleitung nach alten Rezepten, weg von der veralteten Dominanz des Menschen als „Rudelführer“. Reines Vermeideverhalten aus Angst gegenüber dem Hundehalter ist nicht die Lösung. Der Hund soll lernen, dem Hundehalter zu vertrauen. Und auch der Hundehalter soll seinem Hund Vertrauen entgegenbringen. Nur so ist eine ausgeglichene und stabile Sozialbeziehung von Mensch und Hund möglich. „Hunde erziehen mit Natural Dogmanship®“ ebnet diesen Weg und ermöglicht so Hundehaltern und Hundetrainern eine Auseinandersetzung mit diesem erzieherischen, naturbezogenen Konzept von Jan Nijboer. Das im Kosmos-Verlag erschienene und wie immer ansprechend illustrierte Buch ist eine gelungene Einführung in das Konzept des Natural Dogmanship® und kostet 26,95 EUR.