Jugendbuch

Michael Morpurgo / Francois Place: Schicksalsgefährten

In „Schicksalsgefährten“ wird die Geschichte des Fuchshengstes Joey erzählt, der den ersten Weltkrieg als Kriegspferd erlebt. Joey ist ein prächtiger Fuchs, in den sich jeder auf den ersten Blick verliebt: der junge englische Bauernsohn Albert, Captain Nicholls oder die kleine französische Emilie. Doch die Zeit zwischen 1914 und 1918 ist hart für Mensch und Tier. Wenn Joey doch zu Höherem berufen scheint, er muss sein Brot verdienen: als Ackergaul, als Soldaten- oder Sanitätspferd. Gemeinsam mit dem ebenso prächtigen Rappen Topthorn rettet er mehr als einmal seinen Herren das Leben. Der Krieg geht schließlich auch an Joey nicht spurlos vorüber. Aber immer wieder begegnet er einfachen Menschen, die bereit sind, sich im Rahmen der ihnen verbleibenden Möglichkeiten, für ihn einzusetzen und ihn aufzupäppeln. Und als die Strapazen und Wunden ihn ans Ende zu bringen scheinen, findet er seinen einstigen und wirklichen Herrn, den Bauernjungen Albert als Tiersanitäter wieder. In der Routine des Alltags will man Joey schon fast aufgeben, aber Alberts Freund erinnert den Major daran: „ … Als wir hier angekommen sind, haben Sie uns als Erstes gesagt, dass das Leben eines Pferdes vielleicht noch wichtiger ist als das von einem Menschen, weil in `nem Pferd, da steckt nichts Böses, nur das, was der Mensch reingesteckt hat. Ich weiß noch, wie Sie gesagt haben, wir im Veterinärkorps hätten die Aufgabe, Tag und Nacht zu arbeiten, sechsundzwanzig Stunden am Tag, wenn nötig, um jedem Pferd zu helfen … Jedes Pferd sei etwas Wertvolles und wichtig für den Krieg … Wir dürften nie aufgeben, denn wo Leben sei, sei auch noch Hoffnung … “ Joeys Überlebenskampf im Tierlazarett wird so zum Symbol der Hoffnung.

Über den Dreh, die Geschichte aus der Sicht eines Pferdes zu erzählen, kann man geteilter Meinung sein. Der erfahrene Leser und auch ein Teil der Jugendlichen wird einige Seiten brauchen, sich einzulesen. Tierethiker ihre Thesen proklamieren, warum gerade bei Heranwachsenden Tiere nicht mit Bewusstsein ausgestattet werden sollten. Doch dem Buch, das eine der besten humanistischen Literaturtraditionen fortsetzt, wird solche Debatte letzten Endes nicht gerecht. Aus jeder Situation spricht menschliche Wärme. Egal ob Engländer, Franzosen oder Deutsche – sie alle lassen sich von der Schönheit, der Kraft und dem Mut der Pferde Topthorn und Joey begeistern und finden in ihnen jeder auf seine Weise ein Stück Hoffnung, das sie den Krieg überleben lässt.

In England erschien das Buch bereits 1987, anlässlich des sich nähernden 100jährigen Jahrestages des Ausbruchs des 1. Weltkriegs erscheint es nun gleichzeitig in den Ländern der einstigen Gegner Deutschland, England und Frankreich. Jeder Kriegsgegner wird sich darin bestens wieder finden und Joey und seine Kameraden ins Herz schließen.