Waldtraut Lewin: Leonie Lasker, Jüdin – Die drei Zeichen
Leonie Lasker ist im Sommer 1923 17 Jahre alt. Sie lebt in Berlin, das durch die Wirtschaftskrise bestimmt wird. Ihre Mutter ist gestorben als sie 12 war. Ihr Vater, ein exquisiter Koch hat seine Arbeit verloren. Leonies ganze Leidenschaft gehört dem Theater. Sie lässt fast keine Aufführung aus, auch wenn es nur die billigsten Plätze sind, die sie ergattern kann. Sie hat die Schule beendet und will nach dem Sommer einen Job im Theater aufnehmen, egal als was.
Da erreicht die Familie ein merkwürdiger Brief aus Frankreich. Leonie wird von ihr unbekannten Verwandten auf ein Schloss eingeladen. Es fällt dem Vater schwer, sie gehen zu lassen und er gibt ihr die Warnung mit, sich von den alten Leuten keinen Floh ins Ohr setzen zu lassen.
Isabelle ist eine Urgroßtante von Leonie. Leonie erfährt, dass ausgerechnet sie einer alten jüdischen Adelsfamilie entstammt, die über die ganze Welt zerstreut wurde. Isabelle hat die Fähigkeit, schreckliche Dinge vorauszusehen und sucht Leonies Hilfe, um drei magische Goldbuchstaben aus Familienbesitz zurück zu gewinnen, mit denen sie nach einer alten Legende den Golem bauen will, der einen Holocaust verhindern soll. Zunächst möchte Leonie sich weder vom sanftmütigen Gaston noch von der ungeduldigen Isabelle in diese Aufgabe hineinziehen lassen. Immerhin schimpft der Vater, Frankreich und die Juden seien an der deutschen Misere Schuld. Doch kurz bevor sie abreisen will, sucht Isabelle eine schreckliche Vision heim und auch Leonie „sieht“ das Unglück. Ihr wird klar, dass sie Isabelle unterstützen muss. Den ersten Buchstaben wird sie in Berlin finden.
Doch bevor ihr der erste Buchstabe in die Hände fällt, verliert sie ihr Herz an ihren Cousin Schlomo Laskarow. Seines Zeichens Held in einem kleinen jüdischen Theater. Doch ihre Liebe steht unter keinem guten Stern. Die Familienzweige kennen sich nicht persönlich, sind aber seit der Großväter-Generation unversöhnlich miteinander verfeindet.
Waltraut Lewins Hauptheldin Leonie ist nicht zufällig dem Theater verfallen. Ihre Schöpferin studierte selber Theaterwissenschaft an der Humboldt-Uni und war als Dramaturgin in der DDR an Theatern und Opern beschäftigt. Daneben schrieb und veröffentlichte sie schon immer Bücher für Kinder und Jugendliche. Mit „Leonie Lasker“ kommt sich die Autorin also thematisch und poetisch sehr nahe. Sie greift die Geschichte des Holocaust aus Sicht eines jüdischen Mädchens auf, das im ersten Band seine Wurzeln erst noch finden muss. Auf diesem Weg können die heutigen Jugendlichen Leonie am besten begleiten. Die Lehren der Kabbala, nach denen Leonies Urgroßtante sich ausrichtet, bringen neben der bedrohlichen Handlungszeit das mythische Element in das Buch. So entsteht ein fesselndes Gemisch, das neugierig macht auf die beiden Fortsetzungsbände, die in Wien und Spanien spielen.
Als gelernte Dramaturgin versteht es Waltraut Lewin zudem, die Spannung im letzten Kapitel durch eine tragische Wendung für die Hauptperson noch einmal auf den Höhepunkt zu treiben.
Die Saga um Leonie Lasker und ihre Mission ist als Taschenbuch bei cbj für 7,95 EURO erschienen.