Susanne Mutschler: Ritter durften noch rülpsen
Gute Manieren fallen einem nicht vom Himmel in den Schoß. Wie ärgerlich! Denn gerade gutes Benehmen ist heute scheinbar mehr denn je gefragt. Aber viele Erwachsene und Kinder sind unsicher und fühlen sich von den Benimm-Regeln nicht selten getriezt.
Für sie hat Susanne Mutschler das Buch „Ritter durften noch rülpsen“ geschrieben, das in der Kinder-Uni-Reihe der DVA erschienen ist. Die Komposition des Buches ist dabei ebenso gelungen wie sein gut verständlicher Stil. Die 12jährige Karla schreibt sich mit ihren Freunden und Verwandten. Zu letzteren gehört auch Karlas Großmutter, die vor dem 2. Weltkrieg geboren wurde und großen Wert auf bestes Benehmen legt. Zu Karlas Freunden gehören neben Mädchen aus Schule und Nachbardorf aber auch Austauschschüler aus Amerika und Australien oder indische Mitschüler. In deren Familie essen z.B. alle mit den Fingern – etwas, was Karlas Großmutter einen kalten Schauer über den Rücken laufen lässt. Die Briefe von Karla an die anderen „Experten“ ihrer Bekanntschaft sind Anlass für Susanne Mutschlers kulturgeschichtliche Ausführungen zu guten Manieren. Man lernt die großen Pädagogen Erasmus von Rotterdam ebenso kennen Friedrich den Großen oder Robert Koch. Susanne Mutschler gewährt Einblick in eine sich über Jahrhunderte wandelnde Zeit und lässt uns außerdem über unseren abendländischen Tellerrand hinaus auf Sitten und Gebräuche anderer Kulturkreise schauen. Benimm-Regeln und ihre Wandlungen werden so verständlich und akzeptabel.
Für den Spagat zwischen Tradition und Moderne, der der Autorin so genial gelungen ist, hätte der Verlag keinen besseren Illustrator als Klaus Ensikat, der als der „ungekrönte König der Buchillustratoren“ gilt, finden können.