Kinderbuch 9-14 Jahre

Andrew Clements: Frindel oder die Kunst, ein Wort neu zu erfinden

Wissen Sie, was ein Frindel ist? Bei dieser Frage handelt es sich nicht um das Quiz von Günther Jauch, sondern um den Krieg an der Westfielder Lincoln. Die Generäle in diesem Kampf sind Nick Allen aus der 5. Klasse und auf der Gegenseite Mrs Granger, verantwortlich für den gesamten Englisch-Unterricht an der Schule. Augenscheinlich geht es bei ihrer Auseinandersetzung um das von Nick erfundene Wort für „Kugelschreiber“ oder „Füller“. Doch es geht auch um Respekt an der Schule und ganz besonders um Sprachgeschichte und Sprachexperimente.

„Frindel oder die Kunst, ein Wort neu zu erfinden“ von Andrew Clements beginnt wie ein gewöhnlicher Unterhaltungsroman aus dem Schulalltag. Der Hauptheld Nick ist für seine kreativen Ideen bekannt. So verwandelt er seine Klasse in einen sonnigen Palmenstrand und ist mit seinen nervtötenden Fragen der ideale „Lehrerstopper“ bevor die Hausaufgaben angesagt werden. Frindel wird den jungen Lesern so gleich im ersten Kapitel ans Herz wachsen. Genauso wie sie Mrs Granger mit ihrem stechenden Blick, ihren Vokabellisten und Wörterbüchern danach vom Grunde ihres Herzens aus hassen werden. Diese Konstellation ist geeignet, Kinder in das eher etwas theoretische Thema von aktueller Sprachentwicklung hinein zu ziehen. Die 5. Klasse erfindet das Wort Frindel und Mrs Granger kämpft dagegen an, denn „Es gibt keinen Grund ein neues und nutzloses Wort zu erfinden. Sie (die Kinder) sollten besser lernen, die Wörter zu benutzen, die wir schon haben.“ Aber die Kinder sind nicht bereit, das Wort herzugeben. Schließlich berichtet die Lokalzeitung darüber, ein gewitzter Unternehmer kauft die Rechte am Wort und wird reich, indem er „Frindel“ auf Kugelschreiber druckt und schließlich berichtet sogar landesweit der Rundfunk über den Kampf. Ist „Frindel“ jetzt auf der Welt? Diese Frage kann am Ende des 5. Schuljahres keiner beantworten. Aber dass es Veränderungen gegeben hat, lässt sich nicht bestreiten. Vor allem an Nick. Durch den Rummel um sein Experiment hat er viel erlebt – und er ist vorsichtiger geworden mit neuen Ideen.

Bis an diese Stelle gehört „Frindel oder die Kunst, ein Wort neu zu erfinden“ zu den besseren, wenn auch noch gewöhnlichen Kinderbüchern. Wirklich wertvoll wird es erst durch das erzählte Nachspiel, das zehn Jahre nach Nicks 5. Klasse einsetzt. Nick hat ein Studium aufgenommen und bekommt um die Weihnachtszeit ein dickes Paket und einen sehr alten Brief von Mrs Granger. Und die pensionierte Mrs Granger bekommt am Weihnachtstag ein kostbares Etui mit einem Stift. Was es mit diesen Geschenken auf sich hat, liest man besser selbst, denn sie wärmen das Herz und werfen einen Glanz über eine lange zurück liegende Zeit wie es nur selten gelingt.

„Frindel oder die Kunst, ein Wort neu zu erfinden“ ist im österreichischen Verlag Ueberreuter erschienen, die Geschichte spielt in Amerika – aber den 5.-Klässlern an deutschen Schulen sei sie als Klassensatz empfohlen.