Elisabeth Hackel

(*1924; +2014)

  • Geboren 1924 in Roßlau/Anhalt
  • Studium der Pädagogik an der Humboldt-Universität in Berlin
  • war seit 1975 Mitglied und rechte Hand im Lyrikseminar von Ulrich Grasnick
  • Veröffentlichungen in diversen Anthologien und Zeitschriften
  • Diverse regionale und überregionale Lesungen
  • Monatsgedicht Oktober 2002 auf Schreibfeder.de

Aus Elisabeth Hackels Werk stellen wir in unserer Autorengalerie Auszüge aus einer neuen Buchveröffentlichung der Lesebühne der Kulturen Karlshorst vor: „Tage im blauen Licht zwischen Abschied und Bleiben. Das Jahr in 12 Tankas“. Der Tanka ist eine japanische Gedichtform mit der Silbenzahl pro Zeile: 5-7-5-7-7.

Wer mehr von Elisabeth Hackels dunklen, nachdenklichen Texten lesen möchte, dem sei ihr Gedichtband “Luftwurzeln” empfohlen, der im Eigenverlag erschien, sowie die Gedichtsammlung “Vielleicht kann ich aus deinen Briefen mir Flügel falten”. – Den Kontakt vermitteln wir gern.

Tage im blauen Licht
zwischen Abschied und Bleiben

für Charlotte G.

Im Schatten schon Herbst,
in der Sonne noch Sommer –
Das Windrad dreht sich
schon schneller –
Das gealterte Grün
tanzt heute wilder denn je.

Januar

Einsam bergen sich
hinter vereister Aussicht
Häuser und Herzen –
lumen frieren Fenster zu.
Die Mondkälte bleibt draußen.

Februar

Die Narren herrschen
mit immer gleichen Sprüchen –
Jetzt ist ihre Zeit
und erst am dritten Tage
streun wir uns Asche aufs Haupt.

April

Tagelang hockte Grün
startbereit auf den Zweigen –
Heute sprang es auf
und war überall erster
und kam dennoch fast zu spät.

Dezember

Das Licht kommt nicht meh
an unseren runden Tisch –
Mein Tag bleibt dunkel.
Ich lebe mit der Lampe,
warte auf das Licht des Schnees.

Alle Rechte für die vorstehenden Texte liegen bei der Autorin selbst.