Dave Cousins: 15 kopflose Tage
Dave Cousins ist das Kunststück gelungen, einen scheinbar verrückten, modernen Jugendroman zu schreiben, der soziale Probleme aber nicht ausklammert. Die Cousins leben in den „Hights“, einem heruntergekommenen Viertel. Laurence, der Held wider Willen dieser Geschichte, gibt sich in der Schule Mühe und versucht nicht aufzufallen. Doch er ist schon dreimal zu spät gekommen und schläft bei seinem Klassenlehrer Mr. Buchan ein. Kein Wunder, denn vor der Schule muss er seinen kleinen Bruder in die Kita bringen oder sogar für seine Mutter beim Putzen einspringen, wenn sie nicht aus dem Bett kommt. Und sein eigentliches Leben beginnt ohnehin erst in der Nacht, wenn er in Baz´ Radioshow anruft, um bei einer 14-tägigen Quizsendung endlich einen Urlaub für seine Familie zu gewinnen. Er hofft, damit würde für seine alkoholkranke Mutter das Leben wieder lebenswert. Tatsächlich gelingt ihm der Gewinn, doch wer nicht da ist, ist seine Mutter. Laurence entdeckt sie mit einem merkwürdigen Saufkumpan versteckt auf einem alten Kahn, doch sie will nicht zu ihren beiden Jungen zurückkehren.
Dave Cousin knüpft an die Erfahrungen und das Interesse von Jugendlichen mit TV- und Radioshows an. Allerdings gerät dieser Teil der Geschichte zumindest für die Erwachsenen Leser etwas zu weit. Die eigentlich tiefer berührende Geschichte sind die Versuche von Laurence, den Zusammenhalt der Familie zu retten und zu verhindern, dass sein kleiner verhaltensauffälliger Bruder Jay und er selbst in eine Pflegefamilie kommen. Dabei muss er der Schnüffelnelly im Paterre des Hauses ebenso ein Schnippchen schlagen wie der gleichaltrigen Mina und seinem Sozialarbeiter vertrauen lernen. Stilistisch besticht die Geschichte durch eine kreative Handlungsführung und frische Dialoge. „15 kopflose Tage“ von Dave Cousins ist ein gelungener Jugendroman, der Mut macht, auch in verfahrenen Situationen nach einem Ausweg zu suchen. Er ist im Frühjahr 2015 im Verlag Freies Geistesleben erschienen.